13.02.2020
Und führe uns nicht in Versuchung
Vierzig Tage ist Jesus in der Wüste und fastet. Dreimal wird er dabei in Versuchung geführt. Was kann eine zeitgemäße Übersetzung dieses Wortes sein?
Ich möchte Versuchung als den Reiz dazu beschreiben, wirklich alles zu tun, was man theoretisch tun könnte. Wir haben viele Möglichkeiten des Handelns -und das ist gut so. Nicht weil wir Sie um jeden Preis nutzen sollten, sondern weil sie uns zum Nachdenken darüber anregen, ob nicht wahre Klugheit darin bestehen kann, auf manche Handlungsmöglichkeiten zu verzichten? Die Bibel bringt es auf den Punkt: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist gut für mich. “ Das betrifft die großen Themen unserer Zeit, wie Atomkraft und Gentechnologie, aber genauso viele Dinge unseres täglichen Lebens: Essen und Trinken, unser Konsumverhalten und auch unsere Beziehungsgeflechte mit andern Menschen in all ihrer Vielfalt. Das alles können wunderbare Dinge sein, wenn wir sie richtig gebrauchen, aber falsch gebraucht können sie uns und anderen Menschen Schaden zufügen. Die vierzig Tage vor Ostern wollen uns in besonderer Weise bedenken lassen, was uns selber und unsern Mitmenschen wirklich gut tut, was wir tun - und was wir lassen sollten. Vielleicht ist es ja gar nicht schlecht, dass es die eine oder andere Versuchung gibt, die uns zu diesem Nachdenken hilft?
In diesem Sinne könnte man also auch beten: Und führe uns in Versuchung, und in der Versuchung führe uns, damit wir den rechten Weg finden.
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht Ihr Pfarrer Bernhard Halver